Forschung und Raumfahrt zum Mars
Nach der Ernüchterung im Zusammenhang mit ¬Schiaparellis "canali" (1877) auf dem Mars waren die Folgejahre der Astronomie nichtsdestoweniger immer noch geprägt von der Hoffnung auf "Marsmenschen" oder ähnliche intelligenzbeflügelte ¬Lebewesen, die sich inmitten der widrigen Bedingungen des Planeten ihren Überlebensraum geschaffen haben sollten.
Diese Hoffnung währte bis zum Flug der ersten US-Raumsonde Mariner 4 in der Mitte der 60er Jahre. Die 22 Bilder und Daten, die aus dem Vorbeiflug der Sonden entstanden, entpuppten sich für viele als Enttäuschung: Die Oberfläche des Mars präsentierte sich als karge, ausgedörrte Landschaft voller Krater und Canyons, welche für höheres Leben nicht geeignet schien. Andererseits ließen einige Aspekte die Annahme zu, daß es hier einmal Leben gegeben haben könnte oder in Kleinstform immer noch gibt: So fand man Strukturen, die ausgetrockneten Flußtälern gleichen, und sogar Wasservorkommen ließ sich nachweisen - wenn auch leider gefroren. Das Wasser fand sich in Form zweier Polkappen aus Eis und als ein ganzjährig gefrorener Permafrostboden. In geschmolzenem Zustand würde es sich dabei um ein Meer handeln, das eine Tiefe von bis zu 100 Metern erreichen könnte.
1976 gelang zum ersten Mal eine direkte Erforschung der Planetenoberfläche, ermöglicht durch die sanfte Landung der beiden amerikanischen Sonden Viking 1 und 2, die zehn Monate lang zum Mars unterwegs waren. Der Nachweis von Kleinstlebewesen gelang aber auch diesmal nicht.
Schiaparellis "canali"
Für besondere Furore sorgte im Jahr 1877 der Astronom Giovanni Schiaparelli, Direktor der Mailänder Sternwarte: Er wollte auf dem Mars schnurgerade Linien entdeckt haben, die er canali nannte. Aufgrund ihrer geometrischen Anordnung hielten Schiaparellis Anhänger die "Gebilde" für künstlich geschaffene Gräben. Sie schlossen messerscharf auf die Existenz von ausgefeilten Kanalsystemen zur Wasserversorgung einer noch unbekannten Mars-Zivilisation, was wiederum für einige Verwirrung und für eine Reihe von ScienceFictions sorgte.
Heute werden diese angeblichen Linien, deren Existenz einige Jahre später niemand mehr feststellen konnte, als optische Täuschung beurteilt: Je besser die Teleskope wurden, desto weniger canali offenbarten sich dem Beobachter.
Gibt es Leben auf dem Mars?
Lange Zeiten hindurch hatten ganze Scharen von Wissenschaftlern vergeblich nach Lebensspuren auf dem Mars gefahndet und diverse Spekulationen darüber angestellt, wie dieses Leben ausgesehen haben könnte.
Die gewagtesten Vermutungen fanden Eingang in alle möglichen Phantasiegeschichten und Schauerromane, welche immer wieder den unterbewußten Wunsch nach außerirdischen Nachbarn im Weltall ausdrückten. Doch nur ein einziger Planet in unserem Sonnensystem schien die Bedingungen dafür zu haben: Mars.
Endlich - im Jahr 1996 - wurde ein winziges Indiz dafür entdeckt, daß wir "Erdlinge" möglicherweise doch nicht die einzigen im Universum sind: Reste oder Produkte außerirdischer Mikroorganismen vom Mars, gefunden in einem Meteoriten, verweisen auf eine Zeit vor drei Milliarden Jahren, als es auf de m Planeten tatsächlich primitives Leben gegeben haben könnte. Wie "Mein Onkel vom Mars", in irgendeiner Weise grün, leuchtend oder mit Antennen auf dem Kopf wird es zwar nie ausgesehen haben, aber allein die Entdeckung der "polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe" (PAK) - Voraussetzung für ¬Leben - stellt für die Wissenschaft eine Sensation dar. Bisher nur von Sonden erreicht, soll der Mars in etwa 20 Jahren zum ersten Mal Besuch von NASA-Forschern bekommen. Von ihnen erhofft man sich weitere Aufschlüsse über den Roten Planeten, der unserer Erde gar nicht so fremd ist und - zeitversetzt - vermutlich eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat.
Man spekuliert sogar darüber, in der Kohlendioxid-Atmosphäre des Mars Pflanzen anzubauen, die Sauerstoff abgeben könnten.
Die Geschichte des Roten Planeten gibt Rätsel auf, die unser eigenes Leben berühren. Nicht zuletzt das mysteriöse Marsgesicht verleitet noch heute zu - selbstverständlich weit hergeholten - Spekulationen über unsere eigene Herkunft.
Das "Mars-Gesicht"
Geheimnisvolle, von Intelligenz beseelte Zivilisationen auf dem Mars, die mit aller Macht die Erforschung des Planeten durch den Menschen verhindern wollen und dies bisher auch schafften - so sehen noch heute die Phantasien einiger PseudoWissenschaftler aus, die sich eher von ihrem Wunschdenken als von den vorhandenen Fakten leiten lassen. Die beiden Viking-Sonden, die im Jahr 1976 auf der Oberfläche des Planeten landeten und ein eher karges, lebloses Bild vermittelten, gaben dem Mythos - dank einer auf den ersten Blick sensationellen Fotografie - Nahrung. Was diese Abbildung zeigte, war in der Tat gefundenes Fressen für den Hunger nach einer Mars-Sensation: das geheimnisvolle "Mars-Gesicht".
Die verblüffende Ähnlichkeit mit der Skulptur eines menschlichen Antlitzes läßt sich nicht abstreiten; das Bild aus der Sydonia-Region des Mars mit dem Titel "Kopf" beflügelte Fotoanalyse-Experten zu kühnen Spekulationen über eine ausgestorbene intelligente Kultur, die mit der "Skulptur" womöglich ein Zeichen hinterlassen wollte. Nur eine Utopie? Die offizielle Analyse der NASA fällt dagegen erheblich nüchterner aus: Licht- und Schattenspiele beeinflußten demnach bei der Aufnahme eine verblüffende optische Täuschung. Aufnahmen desselben Gebildes - vermutlich einer ca. 500 Meter hohen und 1,6 Kilometer langen Felserhebung -, die aus einer anderen Perspektive gemacht wurden, weisen nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit einem "Mars-Gesicht" auf. Hinzu kommt, daß der gesamte Planet von Kratern, Canyons und Erhebungen aller Art übersät ist - warum nicht auch einmal ein Spiel des Zufalls wie dieses Gesicht?
Erhebungen in der näheren Umgebung des Kopfes wurden sogar als Pyramiden mit Stützpfeilern interpretiert, und - hokuspokus - schon war die Verbindung zu den ägyptischen Monumenten und der wohlgemerkt über 10 000 Jahre alten Sphinx von Gizeh hergestellt. Günstigerweise gibt es in der Archäologie eine Handvoll Pyramidenforscher, die in den gewaltigen Bauten Ägyptens das Werk ¬Außerirdischer sehen wollen - und so schließt sich der Kreis auf wundersame Art.
Die seriöse Wissenschaft bleibt dabei allerdings draußen, denn um aus dem Foto einer Viking-Sonde eine Planetenhistorie wie diese zu konstruieren, bedarf es vor allem phantasiereichen Wunschdenkens