Nikolaus Kopernikus

Der erste uns bekannte Wissenschaftler, der die zentrale Position der Erde im Sonnensystem öffentlich infragestellte, war der Frauenburger Domherr Nikolaus Kopernikus (1473-1543). Er zweifelte an der gängigen Annahme eines geozentrischen Weltbildes, an die die fachliche Allgemeinheit sich immer noch nach der Lehre des Griechen Ptolemäus hielt. Doch diese Lehre ließ sich nicht in Einklang bringen mit den Planetenbewegungen, die Kopernikus ausführlich beobachtete und später zum Gegenstand seines berühmten wissenschaftlichen Werkes machen sollte.

Noch kurz vor seinem Tod im Jahr 1543 ging Kopernikus ein Risiko ein, das der Astronomie eine Revolution bescherte: Er veröffentlichte eine "Skandal"-Schrift mit dem Titel De revolutionibus orbium coelestium (Über die Kreisbewegungen der Himmelskörper), und das gleich in einer "Auflage" von 500 Stück. Dieses für die Epoche stark anrüchige Werk des Astronomen war zwar in vorsichtigen Formulierungen verfaßt, aber seinem Inhalt nach eindeutig: Erde und Planeten umkreisen die Sonne! Eine Ungeheuerlichkeit besonders für den Klerus, der sein göttliches Fundament - das man doch in der Mitte des Universums anzusiedeln pflegte - durch diese moderne These im Wanken begriffen sah. Die eigene Wichtigkeit war schließlich in Gefahr - und Kopernikus übrigens nicht der erste Vertreter des Heliozentrismus. Schon Aristarch von Samos hatte diese Idee um 265 v. Christi Geburt vertreten.

Aristarch von Samos

Der erste uns bekannte Vertreter des heliozentrischen Weltbildes lebte bereits zwischen 310 und 230 vor Christi Geburt: Aristarch von Samos. Seine Idee, daß die Planeten zusammen mit unserer Erde die Sonne umkreisen müßten, fand in der Antike nur wenig Verständnis, galt doch schon zu dieser Zeit das geozentrische Weltsystem, nach dem die Erde (griech: gäa) offensichtlich nirgendwo anders als im Zentrum des Universums stehen konnte - und zwar unbeweglich.

Aristarch von Samos stand allerdings vor demselben Problem wie Nikolaus Kopernikus: Zwar wußte dieser, daß die Berechnung der Planetenbahnen nach seinem neuen Weltenmodell erheblich einfacher und klarer wurde - was aber noch fehlte, war der Beweis, der jeden Zweifel der Geozentristen ausräumen konnte. Es sollte noch 21 Jahre dauern, bis dieser Beweis von einem anderen Astronomen erbracht werden konnte: Galileo Galilei.

Heliozentrisches Weltbild

Der Astronom und Domherr Nikolaus Kopernikus war einer der wenigen, die das geozentrische Weltbild bereits im 16. Jahrhundert ablehnten; er wagte es sogar, diese Theorie öffentlich anzufechten. 

An ihre Stelle setzte er die Annahme eines heliozentrischen Weltsystems: Die Sonne wird als Mittelpunkt des Planetensystems erkannt. Es sollte jedoch lange dauern, bis sich diese neue Vorstellung von einem Sonnensystem durchsetzen konnte: Noch der berühmte dänische Astronom Tycho Brahe (1546-1601) äußerte seine Zweifel daran.

Tycho Brahe

Der 1546 in Dänemark geborene Tycho Brahe war einer der berühmtesten Astronomen seiner Epoche - und einer der fleißigsten. Seine Sternwarte Oranienborg verfügte über keine Teleskope, da selbst das Fernrohr erst noch erfunden werden mußte. Mit lebenslanger Ausdauer und mit Hilfe eines Quadranten sowie eines Sextanten war Tycho Brahe dennoch in der Lage, einen Katalog mit 777 exakt angegebenen Sternpositionen zu erstellen - durch kontinuierliche Messung von Höhenwinkeln und Winkelabständen. Johannes Kepler, der Brahes Schüler und anschließend sein Assistent wurde, verwendete später dessen Beobachtungen als Grundlage für seine Keplerschen Gesetze der Planetenbewegungen.

Geozentrisches Weltbild

Nach den griechischen Wort gäa (= Erde) besagt das geozentrische Weltbild, das noch über das Mittelalter hinaus von einflußreichen Persönlichkeiten verfochten wurde, die Erde stehe im Zentrum unseres Sonnensystems - anstelle der Sonne.

Nach dieser Vorstellung sollten Sonne, Planeten und Sterne die Erde also umkreisen.